Geh­weg frei­ge­ge­ben – war­um die­se Schil­der ver­wir­ren!

Ja, es gibt auch Bei­spie­le für gute Rad­we­ge in Ib­ben­bü­ren, aber die über­wie­gen­de Zahl an Stra­ßen-Ki­lo­me­tern ist schlecht aus­ge­stat­tet. Die „Emp­feh­lun­gen für Rad­ver­kehrs­an­la­gen – ERA“ gibt eine si­che­re Pla­nungs­grund­la­ge für die Rad­we­ge in­ner­halb ei­ner Ort­schaft.

Ob­wohl schon äl­ter als zehn Jah­re, sind die ERA in Ib­ben­bü­ren kaum mehr wie­der­zu­fin­den. Die Ver­kehrs­pla­nun­gen der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te be­vor­zug­ten das Auto und nicht den Rad- oder Fuß­ver­kehr. Mar­kie­run­gen und Ver­kehrs­schil­der wir­ken manch­mal eher will­kür­lich und ver­wir­rend.

Den Rad­fah­ren­den wird oft die „Wahl“ ge­las­sen: Ent­we­der auf der Stra­ße fah­ren (eher ge­fähr­lich) oder den Fuß­weg nut­zen (in Schritt­ge­schwin­dig­keit), wenn er denn frei­ge­ge­ben ist. Die Ver­kehrs­pla­ner ma­chen es sich ein­fach, der Kon­flikt wird auf den Fuß­weg ver­scho­ben und der MIV kann wie­der un­ge­stört flie­ßen.

Rad­fah­ren­de müs­sen sich re­gel­mä­ßig recht­fer­ti­gen, wenn sie die Stra­ße be­nut­zen. Die frei­ge­ge­be­nen Fuß­we­ge sind le­dig­lich für Die­je­ni­gen, wel­che sich nicht auf die Stra­ße trau­en!

Zu die­ser Ver­wir­rung kom­men noch ir­re­füh­ren­de Stra­ßen­mar­kie­run­gen hin­zu. Re­gel­kon­form Rad­fah­ren wird wei­ter er­schwert:

“Das führt zu ge­fähr­li­chen Si­tua­tio­nen, weil Kraft­fah­ren­de den­ken, der vor ih­nen be­find­li­che Rad­fah­rer ver­schwin­det gleich … Das wer­den re­gel­kon­form Fah­ren­de nicht tun und an­de­re auch nicht dür­fen. Folg­lich wird es nach der Fuß­weg­zu­füh­rung eng, weil die Rad­fah­rer wei­ter­hin auf der Fahr­bahn un­ter­wegs sind. Die Un­zu­frie­den­heit über die noch an­we­sen­den Rad­fah­rer wird dann mit Hu­pen und zu en­gem über­ho­len zum Aus­druck ge­bracht. Die­se feh­ler­haf­ten Mar­kie­run­gen soll­ten ent­fernt wer­den, be­vor dort aus die­ser un­kla­ren und rechts­frei­en Ver­kehrs­füh­rung noch Je­mand zu Scha­den kommt.”

Mi­cha­el S. aus Ib­ben­bü­ren, All­tags­rad­ler

Ak­tu­el­le Bei­spie­le sind die Müns­ter- und Wil­helm­stra­ße: Die Müns­ter­stra­ße (aka Mons­ter­stra­ße) lässt kein re­gel­kon­for­mes Rad­fah­ren mehr zu, die Be­schil­de­rung ist schlicht falsch.

“Es ist so­mit in­zwi­schen eine gro­ße Her­aus­for­de­rung in Ib­ben­bü­ren zu wis­sen, ob man nun fah­ren darf, fah­ren muss oder nicht fah­ren darf.”

Kom­men­tar von Maik aus Ib­ben­bü­ren

Die Ein­sicht der Stadt hält sich in Gren­zen. Am Bahn­hof wur­den die al­ten und ver­wir­ren­den Mar­kie­run­gen kürz­lich auch er­neu­ert. Völ­lig rechts­frei wird hier ein Rad­weg auf dem Hoch­bord sug­ge­riert.

Tat­säch­lich ist die Wil­helm­stra­ße eine Tem­po 30 Stra­ße. In T30 Be­rei­chen ist ein Rad­weg gem. StVO §45 Abs. 1c gar nicht zu­läs­sig. Zu­dem ist die Pflas­te­rung sehr schlecht und der Fuß­weg ist nicht für Rad­fah­ren­de frei­ge­ge­ben.

Rad­we­ge soll­ten ein­fach und si­cher sein, nicht zur Ver­wir­rung bei­tra­gen!

Fa­zit: Die Stadt küm­mert sich nur ober­fläch­lich um eine gute Fahr­rad-In­fra­struk­tur. Wer je­den Tag mit dem Rad in der Stadt un­ter­wegs ist kommt oft ins Grü­beln. Re­gel­kon­for­mes fah­ren wird eher er­schwert, der Spaß am Rad­fah­ren wird nicht ge­för­dert. Die au­to­fah­ren­den Ver­kehrs­teil­neh­mer hu­pen wei­ter und schimp­fen durchs ge­öff­ne­te Sei­ten­fens­ter! Fahr­rad­freund­lich­keit geht an­ders! Wen wun­der noch das schlech­te Er­geb­nis beim Fahr­rad­kli­ma-Test 2022!?

  • das Ord­nungs­amt wur­de am 24. Mai 2023 an­ge­schrie­ben, mit der Bit­te, die fal­sche Be­schil­de­rung an der Müns­ter­stra­ße zu ent­fer­nen
  • das Ord­nungs­amt wur­de am 25. Mai 2023 auf die ir­re­füh­ren­de Mar­kie­rung im Bahn­hofs­be­reich auf­merk­sam ge­macht, ver­bun­den mit der Bit­te, die Mar­kie­run­gen wie­der zu ent­fer­nen
  • am 31. Mai hat das Ord­nungs­amt den Ein­gang be­stä­tigt. Die Sach­la­gen wer­den in der Ver­kehrs­schau am 19.6.2023 von Sach­ver­stän­di­gen dis­ku­tiert.
  • im Juli ant­wor­tet das Ord­nungs­amt zur Müns­ter­stra­ße, der Fuß­weg bleibt frei­ge­ge­ben für Rad­fah­ren­de und zu­dem wird dar­auf ver­wie­sen, dass le­dig­lich Schritt­ge­schwin­dig­keit ge­fah­ren wer­den darf.

Fahr­rad­freund­lich ist die­se Re­ge­lung nicht, son­dern eher ver­wir­rend für alle. Bleibt die Fra­ge of­fen, war­um man ab der Ein­mün­dung Hei­den­turm wie­der auf der Stra­ße fah­ren muss?

Wenn Ihr Euch auch für ein­fa­che und si­che­re Rad­we­ge in Ib­ben­bü­ren ein­set­zen möch­tet, macht mit: Gro­ße Fahr­rad-Demo “Wir sind der Ver­kehr” am letz­ten Frei­tag im Mo­nat!

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