Radfahren boomt, viele Menschen möchten gerne im Alltag mit dem Rad fahren und damit auch die Verkehrswende unterstützen.
Radfahren hat viele Vorteile: Es ist gesund, umweltschonend, günstig und Fahrräder brauchen weniger Platz. Das Fahrrad punktet vor allem bei recht kurzen Strecken, denn dann ist es schneller als das Auto und es gibt kein Parkplatzproblem. Allerdings ist das Sicherheitsgefühl auch in Ibbenbüren entscheidend dafür, ob dass Rad oder das Auto genutzt wird – denn wer sich nicht sicher fühlt, steigt nicht aufs Fahrrad! Das Sicherheitsgefühl wird hauptsächlich durch rücksichtsvolles Miteinander im Straßenverkehr und von der Infrastruktur bestimmt.
Auch Ibbenbüren möchte eine lebenswerte Stadt sein. Soviel hängt damit zusammen, dass sich die Menschen hier wohl fühlen. Zentral gelegene Schulen, ein attraktiver Bahnhof, viele Buslinien und auch eine Innenstadt mit (noch) gutem Branchenmix.
Was aber immer wieder auffällt ist der große und laute Verkehrsfluss durch die Stadt. In Nord-Süd und Ost-West Richtung fahren jeden Tag zehntausende Fahrzeuge durch die Straßen. Schulwege führen entlang der stark befahrenen Hauptstraßen.
Die Verkehrsplaner haben sich alle Mühe gegeben, dieser Fahrzeug-Lawine breite Straßen zu geben. Bis zu fünfspurige Straßen ziehen sich durchs Stadtgebiet und ermöglichen zügige Durchfahrten. Selbst Innenstadtlagen werden von schweren (>7,5 Tonnen) LKW beliefert. Für Radler:innen und Zufußgehende bleibt kaum Platz am Rand.
Die Konflikte im Straßenverkehr sind also vorprogrammiert. Bundesweit verunglückt jeden Tag ein Radfahrender tödlich. Auch in Ibbenbüren gibt es immer wieder Unfälle mit Radfahrenden, aber für die Verkehrssicherheit wird zu wenig gemacht.
Seit über zwei Jahren setzen wir uns ein für einfache und sichere Radweg. Wir beschreiben kritische Situationen, erklären juristische Zusammenhänge und weisen auf gefährliche Stellen hin. Durch unsere Anträge versuchen wir die Stadt immer wieder zum Handeln aufzufordern.
Regelkonformes Radfahren wird in Ibbenbüren täglich auf die Probe gestellt – durch verwirrende Beschilderungen, unklare Verkehrssituationen, plötzlich endende Radwege und unübersichtliche Straßenbereiche. Selbst wenn Wege vorwiegend für den Radverkehr gebaut werden, wird oft nicht zu Ende gedacht.
Im vergangenen Halbjahr hat Radeln für Ibbenbüren/ die Ortsgruppe des ADFC in Ibbenbüren die Überholabstände des KFZ-Verkehrs zu Radfahrenden gemessen. Vorgeschrieben sind innerorts 1,5 Meter. Oft sind die Straßen aber zu schmal, als dass Radfahrende regelkonform mit dem Auto überholt werden können. Dann besteht ein de facto Überholverbot, dass von vielen Autofahrenden gar nicht wahrgenommen wird. Kurzum: Die Messungen mit dem Open Bike Sensor haben ergeben, dass in Ibbenbüren mehr als 50% aller Überholvorgänge zu knapp sind.
Die Zeitung hat darüber berichtet und selbstverständlich haben wir auch die Entscheidungsträger im Rathaus darüber informiert — eine Infomappe mit allen Ergebnissen wurde vorbereitet. Auch der Bürgermeister sollte ein großes Interesse daran haben, wenn sicheres Radfahren in Ibbenbüren nicht möglich ist.
Aber leider, keine Reaktion vom Bürgermeister, dem Ordnungsamt oder den Verkehrsplanern. Auch die Polizei-Dienstelle Ibbenbüren ist eher zurückhaltend ggü. den Ergebnissen unserer Messungen. Stattdessen rollen die Autos weiter durch die Stadt, LKWs und Busse kommen den Radfahrenden zu nahe und das Mobilitätskonzept verstaubt in den Schubladen.
Kann das dem Bürgermeister tatsächlich egal sein?
Die Messungen der Überholabstände zeigen ein weiteres Mal, dass Radwege in Ibbenbüren nicht einfach und sicher sind — die Unfallzahlen zeigen es. Das kann der Kommune nicht egal sein — diese Messergebnisse sind kein Zeichen für eine fahrradfreundliche Stadt. Täglich fragen wir uns, ob wir in Ibbenbüren nur auf den nächsten tödlichen Unfall warten oder ob vorher etwas dagegen unternommen wird!
Deshalb organisieren wir jeden letzten Freitag im Monat eine Critical Mass Fahrrad-Demo. Wir möchten den Verkehr nicht blockieren, sondern zeigen, dass wir auch Verkehrsteilnehmer sind. Mehr Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer und bessere Radwege wären da schon ein Fortschritt!
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Nimm teil an der Aktion Rote Pedale!