Der “Lau­ra-Test”

War­um dür­fen auf ei­ner Fahr­rad­stra­ße Au­tos fah­ren? War­um wird der Ra­di­us, in dem sich „Lau­ra“ be­wegt, klei­ner und klei­ner? War­um fah­ren Ju­gend­li­che und auch Er­wach­se­ne mit dem Rad auf dem Fuß­weg?

Ja, al­les Fra­gen, die jetzt nicht so leicht aus dem Steg­reif be­ant­wor­tet wer­den kön­nen. Und sind wir mal ehr­lich, die­se Fra­gen kann man sich je­den Tag auch in Ib­ben­bü­ren stel­len.

Aber jetzt erst mal: Was ist der „Lau­ra-Test“?

Wem ge­hört die Stra­ße?

In der Bro­schü­re über „ein­la­den­de Rad­ver­kehrs­net­ze“ wird vor­ge­schla­gen, die Rad­in­fra­struk­tur mit den Au­gen der 11-jäh­ri­gen Lau­ra zu be­trach­ten. Lau­ra steht da­bei für die vie­len Men­schen al­ler Al­ters­grup­pen, die sich erst dann fürs Rad­fah­ren ent­schei­den, wenn sie sich da­bei auch si­cher füh­len. Denn wenn sich Lau­ra (und auch ihre El­tern) da­bei si­cher fühlt, dann pro­fi­tie­ren alle Men­schen vom Rad­fah­ren. Der Mi­nis­ter schlägt also vor:

„Das Fahr­rad kom­bi­niert so gut wie alle Aspek­te, die wir uns für ein mo­der­nes, kli­ma­freund­li­ches Ver­kehrs­mit­tel wün­schen: Es ist ef­fi­zi­ent, be­zahl­bar, um­welt­freund­lich, platz­spa­rend, lei­se – und ganz ne­ben­bei auch noch ein her­vor­ra­gen­der Fit­ness-Trai­ner.
.…
Des­halb wol­len und müs­sen wir drin­gend noch mehr für den Rad­ver­kehr tun. Und mit „wir“ mei­ne ich auch die Pla­ne­rin­nen und Pla­ner von Rad­we­gen vor Ort.“

Vol­ker Wis­sing im Vor­wort der Bro­schü­re

Lei­der feh­len Rad­in­fra­struk­tu­ren in Ib­ben­bü­ren an den meis­ten Stel­len völ­lig. Weg­füh­run­gen sind oft un­klar und kom­pli­ziert. Schil­der und Mar­kie­run­gen sind nicht im­mer ju­ris­tisch ein­deu­tig.

Der Misch­ver­kehr in Tem­po-30 Be­rei­chen, also Au­tos und Rä­der auf der Stra­ße, ist über­haupt nicht frei von Kon­flik­ten. Die Wil­helm­stra­ße ist da­für ein Bei­spiel – Ge­schwin­dig­kei­ten und Über­hol­ab­stän­de wer­den nicht ein­ge­hal­ten, der Schul­weg wird zum Hor­ror­trip.

Aber auch in der Fahr­rad­stra­ße Gro­ner Al­lee sieht man im­mer wie­der Rad­fah­ren­de auf dem Fuß­weg am Rand. Wenn Rad­fah­ren­de sich in ei­ner Fahr­rad­stra­ße nicht si­cher füh­len, dann ist et­was schief ge­lau­fen.


Als lo­gi­sche Fol­ge wech­seln Rad­fah­ren­de in ei­nen „Pfad­fin­der-Mo­dus“. Man sucht sich ein­fa­che und stress­freie Rou­ten, die man oft schon aus Kin­der­ta­gen kennt.

Un­se­re Ver­kehrs­pla­ner bas­teln sich der­weil was zu­sam­men. Die Er­geb­nis­se se­hen dann so aus, als ob nur für furcht­lo­se (meist männ­li­che) Rad­fah­rer ge­plant wird. Und auch für die ist es oft ge­fähr­lich.
Rea­li­tät ist in Ib­ben­bü­ren und an­dern­orts nach wie vor: Es wird vor al­lem für den Kfz-Ver­kehr ge­baut, da­mit er rei­bungs­los flie­ßen kann.

Fa­zit: Ob der Bun­des­mi­nis­ter wirk­lich den In­halt und die Emp­feh­lun­gen kann­te, als er die­se Bro­schü­re un­ter­schrieb, wis­sen wir nicht. Die oben ge­stell­ten Fra­gen kön­nen wir nicht be­ant­wor­ten. Wir ha­ben aber die Ver­mu­tung, dass sich „Lau­ra“ nicht sehr wohl fühlt in Ib­ben­bü­ren.

Des­halb or­ga­ni­sie­ren wir je­den letz­ten Frei­tag im Mo­nat eine Cri­ti­cal Mass Fahr­rad-Demo. Wir möch­ten den Ver­kehr nicht blo­ckie­ren, son­dern zei­gen, dass wir auch Ver­kehrs­teil­neh­mer sind. Mehr Rück­sicht auf schwä­che­re Ver­kehrs­teil­neh­mer und bes­se­re Rad­we­ge wä­ren da schon ein Fort­schritt!

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