Ibbenbüren ist eine von vielen Kommunen in Deutschland, eine Mittelstadt mit immer mehr Verkehr und immer weniger Platz für Autos.
Ein Beitrag von Olaf
Dass die aktuelle Zeit auch Veränderung bedeutet hat man wohl gemerkt. Das Mobilitätskonzept wurde erstellt und vom Rat verabschiedet, Nachverdichtung im Wohnungsbau verhindert zwar keine hässliche Architektur, aber immerhin die Zersiedelung. Die Stadt ist schon vor Jahren der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte beigetreten und kürzlich sogar der Initiative „Lebenswerte Städte“. Zur Zeit wird von einer Societät sogar untersucht, wie man den Fußverkehr gestalten sollte.
Ibbenbüren könnte also viel verändern und die Verkehrswende von unten mitgestalten, so wie viele andere Kommunen das auch machen. Aber wenn man sich so durch die Stadt bewegt, ich meine mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß, dann kommen Zweifel auf! Das erinnert mich an :
Schau·fens·ter·po·li·tik, kein Plural: öffentlich dokumentierte Behandlung eines Themas durch Politiker, die nicht dem Finden/Durchsetzen einer ernsthaften, umfassenden Lösung dient (oftmals, weil solch eine Lösung andere Interessen verletzen würde).
Wiktionary — Das freie Wörterbuch
Wo sind die Alltags-Radler und Fußgänger:innen? Wie fühlt man sich neben einer Straße mit Lärm und Abgasen? Wo kann man sicher in Ibbenbüren mit dem Rad fahren oder fühlt sich als Fußgänger:in wahrgenommen? Was ist mit all den Konzepten?
Beispiel Bahnhof Esch: In Püsselbüren wurde der Bahnsteigbereich neu gestaltet und eine Mobilstation, also eine Radabstell-Anlage aufgebaut. Großer Bahnhof für den Bürgermeister, der die Station auch pressewirksam einweihte, schon vor Wochen. Offensichtlich ist das Detail übersehen worden, dass es noch gar keine Fahrrad-Bügel zum Abschließen gab und auch keine Chip-Karten, mit denen man die Tür entriegeln kann!
Beispiel Zum Esch: Diese Zufahrt zur neuen „Mobilstation“ in Püsselbüren ist neu gestaltet worden. Das Querparken wurde aus Sicherheitsgründen umgebaut zu einem Längsparken. Die Straße ist kurvig und schwer überschaubar, sodass das sichere Überholen Radfahrender für den Kfz-Verkehr fast unmöglich ist. Sicherheit für Radler wurde hier konsequent ignoriert! Es gibt keine Radwege, Fahrrad-Streifen oder andere farblichen Markierungen auf dem Asphalt.
Beispiel Neubau Bahnhof/ Busbahnhof in Ibbenbüren: Die Planungen laufen, der Großteil der Finanzierung (ca. 90%) kommt aus Fördermitteln. Es wird wohl noch fünf Jahre dauern, bis man barrierefrei den Bahnhof in Ibbenbüren benutzen kann! Pessimisten gehen sogar von zehn Jahren aus! Aber die Pläne hängen schon mal im Schaufenster, am Bahnhof und im Internet!
Beispiel Osnabrücker Straße: Oh, jetzt kommt ein richtig großes Projekt! Der nördliche Teil der Nord-Süd-Achse, der jetzt mit einer „Kriechspur“ auf den Schafberg hoch führt und täglich ca. 15.000 Fahrzeuge durch die Stadt lässt, soll erneuert werden. Ein Radweg auf „Hochbord“ ist vorgesehen, breit genug, damit man sicher den Berg rauf und vor allem wieder runter kommt! An eine Verminderung des Verkehrsaufkommen oder der Geschwindigkeit wird derweil nicht gedacht. Weiter unten bleibt die Oststraße als Nadelöhr weder sicherer noch ruhiger!
Beispiel Münsterstraße: Zwischen „Blauer Ecke“ und Kreisverkehr ist die Münsterstraße eher eine Monsterstraße! Breite Fahrspuren, optimierte Ampelschaltungen und Schnellabbiegespuren an den Kreuzungen ermöglichen einen schnellen Verkehrsfluss. So mancher Verkehrsteilnehmer hinter seiner Fensterscheibe versteht das leider falsch und sieht in der Straße eher einen „Autobahnzubringer“, auf dem Radfahrende und Fußgänger:innen nichts zu suchen haben. Würde man die Parkplätze entlang der Straße entfernen, könnte es zweispurig noch schneller durch die Stadt gehen. Radfahren und Zufußgehen wird hier nur “geduldet”.
Immerhin, auch die Fraktionen im Rat der Stadt haben diese Straße als Einfallstor erkannt und möchten die Gestaltung der Straße doch bitte etwas einladender haben. Man bekommt auf diesem Abschnitt nämlich schnell einen falschen Eindruck von der Stadt, die ja fahrradfreundlich sein will und die Zeichen der Zeit erkannt hat.
Fazit: Das bestehende Straßenverkehrsrecht macht es den Planern sicher nicht einfach, sichere und einfache Radwege zu bauen. Aber ein paar Basics sollten doch möglich sein! Schutzstreifen und farbige Markierungen auf dem Asphalt gibt es auch schon an anderen Stellen. Überholverbote können an unübersichtlichen Stellen ausgeschildert werden. Bahnhöfe und Radstationen könnten mit Wegweisern bekannter gemacht werden. Autoabstellflächen im öffentlichen Raum, neben großen Parkplätzen, müssen nicht sein. Radspuren entlang der Hauptwege können das subjektive Sicherheitsgefühl verbessern!
Wenn mehr Menschen ohne Auto in die Innenstadt kommen könnten, wäre die Stadt vielleicht attraktiver. Die Autoabstellflächen im öffentlichen Raum des Tangentenviertels könnten umgestaltet werden mit mehr Grünflächen, mehr Sitzgelegenheiten, Brunnen und Spielplätzen. Alles natürlich „kirmes-tauglich“!
Zuviel Konjunktiv, wie bei “hätte, hätte, Fahrradkette…!” Eine zeitgemäße Mobilstation fehlt seit über zehn Jahren, das Mobilitätskonzept verstaubt in der Schublade! Der Fahrrad-Klima-Index wird nicht besser und die Stadt ermöglicht immer noch günstiges Parken mit dem Auto.
Na super, dann wurschteln wir uns weiter durch, auf Schleichwegen und versuchen nicht umgehuft zu werden!