Aktuell wird in der Lokal-Presse die Situation der Radler in Ibbenbüren dargestellt. Warum fällt der Bericht so schlecht aus? Also, der Bericht wurde von Julia Kolmer gut geschrieben und die Situation wurde gut dargestellt, aber warum gibt es so viele Plätze und Situationen, an denen sich Radfahrende und Zufußgehende nicht wohl fühlen?
Da war doch mal ein Mobilitäts-Konzept! Von der Stadt in Auftrag gegeben wurde über zwei Jahre geforscht und entwickelt. Letztendlich stimmte der Rat der Stadt dem Konzept zu (also alle außer der CDU-Fraktion) und versucht es seit ca. einem Jahr in die Tat umzusetzen. Da steht z.B., dass der Umweltverbund, also die nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer und der ÖPNV, gefördert werden sollen. Immerhin soll der Anteil der Radfahrten am Modalen Split auf 30% erhöht werden.
Auch die Vorteile des Radfahrens wurden betont:
Aufgrund des geringen Flächenverbrauchs, der […] konkurrenzfähigen Geschwindigkeit und der mittlerweile vielfältigen Einsatzmöglichkeiten (z.B. Pedelecs, Transport- bzw. Lastenräder) stellt es [Anm.d.R.: das Fahrrad] eine sinnvolle und klimaneutrale Alternative zum Kfz dar und kann zur verkehrlichen Entlastung sowie zur Erhöhung der Lebensqualität beitragen.
Vgl.: Mobilitätskonzept 2035+, Seite 28
So zeigt die Praxis in der Stadt, dass Radfahrende nicht vorgesehen sind. Nicht in der Verkehrsplanung, nicht im Straßenbau und auch nicht in der Pflege und Wartung der Infrastruktur.
Neue Straßen und Wege werden am Bedarf der Radler vorbei geplant, die Streckenführung durch Püsselbüren ist ein aktuelles Beispiel. Die Straße Zum Esch ist so gestaltet worden, dass Autos bequem am Straßenrand parken können, auch Fußgänger bekamen ein Hochbord, aber die Radler können wieder sehen, wo sie bleiben. Dabei ist doch diese Straße eine Verbindung zum Bahnhof. Ein Bahnhof, der Pendler anziehen soll! Oder warum wurden dort Fahrradabstellmöglichkeiten geschaffen?
Über die recht frische Kreuzung an der Münsterstraße/ Werthmühle wurde hier schon mehrfach berichtet. Auch hier manifestiert sich die Förderung des motorisierten Verkehrs. Es soll möglichst schnell und ungebremst mitten durch die Stadt gefahren werden.
Schon zehn Jahre her, aber dennoch nicht aus den 60-er Jahren, ist die Neugestaltung der Heldermannstraße/ Große Straße. Ein tückischer Engpass in der Stadt, denn man soll natürlich mit dem Auto bis vor die Türen des Einzelhandels fahren können. Ist die Fahrspur also zu klein, wird der Radler an die Seite gedrängt.
Ein letztes Beispiel soll hier der Bahnhof sein. Schlimm genug, dass die Bausünde aus den 80-er Jahren völlig verkommen ist. Die versuchte Aufwertung durch eine zertifizierte Radstation für Pendler wurde konsequent vernachlässigt und ist inzwischen völlig verkommen. Hochwertige Fahrräder stellt man hier nicht ab.
Entsprechend gering ist der Anteil der Fahrradfahrten am Mobilitätsaufkommen. Lediglich 18% der Wege in Ibbenbüren werden mit dem Fahrrad zurück gelegt, gemessen 2019. Auf den Umweltverbund entfallen weniger als die Hälfte aller Fahrten. Die Tatsache, dass 54% aller motorisierten Fahrten in Ibbenbüren kürzer als 5 Kilometer sind, zeigt das Potenzial des Radfahrens!