An­trag 3: PüDamm frei­ge­ben

Alle Radler:innen auf dem Püs­sel­bü­re­ner Damm in Rich­tung Püs­sel­bü­ren ris­kie­ren auf der Höhe vom K+K Markt ein Buß­geld we­gen be­fah­ren ei­nes aus­ge­schil­der­ten Geh­we­ges.

Da­mit soll nun Schluss sein, denn wir ha­ben un­se­re 3. An­re­gung ge­mäß §24 Ge­mein­de­ord­nung NRW ein­ge­reicht:

Die Stel­lung­nah­me der Stadt Ib­ben­bü­ren vom 19.12.2022 hat mich am 24.12.2022 er­reicht. Ein schö­nes Ge­schenk. Wir ha­ben er­reicht, dass das Ver­kehrs­zei­chen 239 ent­fernt wird. In­ter­es­sant ist eine Er­läu­te­rung auf der zwei­ten Sei­te:

Der Geh- und Rad­weg in dem ge­nann­ten Be­reich ist bau­lich ge­trennt. Er wird al­ler­dings nicht mit dem Ver­kehrs­zei­chen 241 (ge­trenn­te Be­rei­che für Rad­fah­rer und Fuß­gän­ger) be­schil­dert, um kei­ne Be­nut­zungs­pflicht aus­zu­lö­sen. Ob der Rad­weg oder die Fahr­bahn be­nutzt wird, bleibt dem Rad­fah­ren­den so­mit frei­ge­stellt.

Stel­lung­nah­me der Stadt Ib­ben­bü­ren zum An­trag 3

Bau­li­che Tren­nung

Die Stadt Ib­ben­bü­ren ist der Mei­nung, dass in dem Be­reich der Rad­weg und Fuß­weg bau­lich ge­trennt sind. Wir ha­ben den Püs­sel­bü­re­ner Damm be­reits im Som­mer un­ter die Lupe ge­nom­men:

Wir er­ken­nen ent­lang des PüDamm kei­ne Merk­ma­le für eine bau­li­che Tren­nung von Fuß- und Rad­we­gen. Ein­fach ein Be­reich der Bür­ger­stei­ges rot pflas­tern ist kei­ne bau­li­che Tren­nung. In Ib­ben­bü­ren ist die rote Pflas­te­rung kein In­diz für eine bau­li­che Tren­nung. Auch dazu ha­ben wir be­reits ein paar Bei­spie­le ver­öf­fent­licht:

An­schei­nend ist die Stadt Ib­ben­bü­ren mal güns­tig an rote Pflas­ter­stei­ne ge­kom­men und hat die­se ro­ten Stei­ne groß­flä­chig ver­baut. Ein Witz, wenn es nicht so trau­rig wäre.

Die Emp­feh­lun­gen für Rad­ver­kehrs­an­la­gen (kurz ERA) sind ein in Deutsch­land gül­ti­ges tech­ni­sches Re­gel­werk für die Pla­nung, den Ent­wurf und den Be­trieb von Rad­ver­kehrs­an­la­gen. Die ERA wer­den von der For­schungs­ge­sell­schaft für Stra­ßen- und Ver­kehrs­we­sen in Köln her­aus­ge­ge­ben.

Dort heißt es u.A.:

11.1.5 Ab­gren­zung zwi­schen Rad- und Geh­weg
Re­gel­fall der Ab­gren­zung zwi­schen Rad- und Geh­we­gen bzw. Auf­ent­halts­flä­chen ist ein hö­hen­glei­cher Be­gren­zungs­strei­fen. Er soll ver­hin­dern, dass ins­be­son­de­re seh­be­hin­der­te und blin­de Fuß­gän­ger un­ge­wollt auf Ver­kehrs­flä­chen des Rad­ver­kehrs ge­ra­ten und weist fol­gen­de Ei­gen­schaf­ten auf:

  • deut­li­che Tast­bar­keit durch Un­ter­schie­de der Be­lags­struk­tur (z. B. tak­til kon­tras­tie­ren­de Klein­pflas­ter­rei­hen, spe­zi­el­le Bo­den­in­di­ka­to­ren oder stark wahr­nehm­ba­rer Be­lags­wech­sel),
  • vi­su­el­le Er­kenn­bar­keit durch deut­li­che Hel­lig­keits­un­ter­schie­de (z. B. Leucht­dich­te­un­ter­schie­de durch
    Wech­sel der Far­be der Ober­flä­chen oder durch re­tro­re­flek­tie­ren­de Mar­kie­rung),
  • Über­fahr­bar­keit und Be­geh­bar­keit, um Sturz­ge­fah­ren
    für den Rad­ver­kehr und Stol­per­ge­fahr für den Fuß­gän­ger­ver­kehr aus­zu­schlie­ßen.
    Die Brei­te des Be­gren­zungs­strei­fens von min­des­tens
    0,30 m wird der lich­ten Brei­te des Geh­we­ges zu­ge­ord­net (vgl. Bild 84).

Wir kön­nen nicht er­ken­nen, wo an die­ser Stel­le der ver­meint­li­che Geh­weg vom Rad­weg bau­lich ge­trennt ist. Die ver­wit­ter­te rote Pflas­te­rung als bau­li­che Tren­nung zu be­zeich­nen ist ist eine be­wuss­te Ir­re­füh­rung, wel­che in Ib­ben­bü­ren lei­der eine Tra­di­ti­on dar­stellt: Un­klar blei­ben, nicht al­les re­geln, den Ra­deln­den ent­schei­den las­sen… Das ist nicht fahr­rad­freund­lich!

Rad­weg ohne Be­nut­zungs­pflicht

Rad­we­ge ohne Be­nut­zungs­pflicht sind fahr­bahn­be­glei­tend bau­lich an­ge­leg­te Fahr­strei­fen, die dem Rad­ver­kehr vor­be­hal­ten sind. Es ist — etwa durch Pik­to­gram­me — für je­den er­kenn­bar, dass es sich um ei­nen Rad­weg han­delt, je­doch ist die­ser ohne Be­nut­zungs­an­ord­nung durch ei­nes der
Zei­chen 237, 240 oder 241 an­ge­legt.

Deut­scher Bun­des­tag: Ver­kehrs­zei­chen und bau­li­che An­la­gen auf Rad­we­gen

Der Rad­fah­rer darf den fahr­bahn­be­glei­ten­den und bau­lich an­ge­leg­ten Fahr­strei­fen nut­zen, muss er aber nicht. Der Rad­ler darf an die­ser Stel­le auf der Fahr­bahn fah­ren. Geht er da­mit ein Ri­si­ko ein oder wird die Nut­zung der Fahr­bahn im Fal­le ei­nes Un­falls dem Ra­deln­den als Mit­haf­tung aus­ge­legt?

War­um über­trägt die an­geb­lich so fahr­rad­freund­li­che Stadt Ib­ben­bü­ren die­se Ent­schei­dung dem Fahr­rad­fah­ren­den?

Wir von der In­itia­ti­ve “Ra­deln für Ib­ben­bü­ren” se­hen in die­ser Auf­fas­sung der Stadt Ib­ben­bü­ren (“Ob der Rad­weg oder die Fahr­bahn be­nutzt wird, bleibt dem Rad­fah­ren­den so­mit frei­ge­stellt.”) ei­nen gro­ßen Wi­der­spruch zum Wer­be­slo­gan ei­ner fahr­rad­freund­li­chen Stadt.

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