Wir Radelnden sollen nach Willen der Verkehrsplaner mal auf der Straße, mal auf dem Gehweg, mal auf dem Radweg fahren. Wenn’s gut läuft, fahren wir auch Mal auf der Fahrradstraße. Daher lautet ja unser Motto: Wir möchten einfache und sichere Fahrradwege!
Was stellt man sich darunter vor und wie kann man ohne “Rechtsberater” auf dem Gepäckträger im Alltag Rad fahren? Was sollte denn zu den einfachen Verhaltensregeln eines Radfahrenden gehören? Hier also eine Idee von einem einfachen Leitfaden, wie man sicher und rücksichtsvoll durch den Verkehr kommen kann.
Ja, da ist natürlich die Straßenverkehrsordnung und als aller Erstes der allseits bekannte §1: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.” Und: „Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.”
Ja logisch, kennt wirklich jeder! So in etwa wollte das schon Immanuel Kant ausdrücken. Aber mal ehrlich, die Straßenverkehrsordnung gilt natürlich für alle, vom Autofahrenden bis zum Zufußgehenden. Also jetzt mal in Einfach, so ausgedrückt, dass man es sich auch merken kann!
Die wohl wichtigste Sache beim Radfahren ist das Beobachten der unmittelbaren Umgebung. Unter Beobachten versteht sich die Wahrnehmung mit allen Sinnen, also Augen und Ohren. Das bedeutet keine Kopfhörer, laute Musik hören oder gar telefonieren. Augen auf reicht nicht, man sollte auch hören, wenn sich von einer Seite etwas nähert. Motorengeräusche, Hupen und Sirenen, Stimmen oder sonstige Geräusche fördern die räumliche Wahrnehmung.
Wichtig ist auch die Konzentration auf den Nah-Bereich, den man in den nächsten Sekunden befahren wird. Die vor einem liegende Situation im Verkehr kann sich sehr schnell ändern. Hindernisse oder drohende Gefahren von den Seiten sollten unser Fahrvergnügen nicht einschränken. Dazu gehören bspw. Zufußgehende, Autos, Mülltonnen, aber auch Bordsteinkanten oder Gullydeckel.
Die Regeln, welchen Weg man wo benutzen darf oder muss sind eher kompliziert. Daher hier ein einfacher Tipp: Ein blaues rundes Schild mit Fahrrad-Symbol bedeutet Benutzungspflicht, also in den allermeisten Fällen. Egal wie der Weg beschaffen ist, egal wo er entlang geführt wird, zunächst ist man als Radfahrender verpflichtet diesen Weg zu befahren. Ausnahmen sind z.B. schlechte Beschaffenheit oder zugestellte Wege (Mülltonnen oder Autos).
Ist der Weg entlang einer Straße nicht mit einem blauen runden Schild mit Fahrrad-Symbol gekennzeichnet, muss man auf der Straße fahren!
Oft sieht man Radwege, die auch eine bauliche Trennung von Fahrbahn und Gehweg haben. Dabei ist eine bauliche Trennung nicht immer zu erkennen, Verkehrsplaner sind da sehr einfallsreich und kompromissbereit.
Dann gibt es noch Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Diese Streifen sind mit dicken weißen Linien links und rechts begrenzt und oft finden sich noch Fahrrad-Symbole auf dem Asphalt. Ein solcher Radfahrstreifen sollte zwei Meter breit sein und auch rechts genügend Abstand (also 75 cm) zu parkenden Autos aufweisen. Aber wo findet man das schon, zumal in Ibbenbüren.
Aber Achtung, es gibt auch Stellen in Ibbenbüren, die zu Verwirrung und Unsicherheit führen! Markierte Übergänge mit Fahrrad-Symbol auf dem Asphalt suggerieren einen Radweg, aber es ist keiner ausgeschildert!
Sehr gefährlich sind sog. Dooring-Unfälle! Oft ist Dooring mit sehr schweren Verletzungen verbunden. Eine sich plötzlich öffnende Autotür kann Dir wirklich den Tag verderben. Also bitte stets eine Armlänge Platz zu parkenden Fahrzeugen halten. Vielleicht kann man auch durch die Fenster eine Person auf dem linken Sitz erkennen, die gleich aussteigen möchte!
Ab und zu sollte man sich umdrehen und den von hinten kommenden Verkehr beobachten. Setzt vielleicht jemand zum Überholen an obwohl nicht genügend Platz ist oder kommt von hinten ein LKW der nicht in den Gegenverkehr ausweichen kann, alles Anzeichen, die darauf hindeuten, dass es gleich gefährlich werden kann! Manchmal ist in solchen Situationen das Beste, deutlich gesehen zu werden und auch Präsenz im Straßenverkehr zu zeigen.
Präsenz im Straßenverkehr, das erfordert schon etwas Mut und starke Nerven. Nicht jedem fällt es leicht, nicht wie ein kleines Mäuschen ganz ganz rechts zu fahren und möglichst unauffällig zu sein. Wer Angst hat, versteckt sich instinktiv. Nein, manchmal muss man den anderen Verkehrsteilnehmern deutlich machen, dass man selbst Platz braucht, und zwar links und rechts! An Engstellen kann das bedeuten, deutlich in der Mitte der Spur zu fahren, um als Verkehrsteilnehmer auch wahrgenommen zu werden. Sonst wird man oft überholt, trotz zu geringem Abstand.
Diese Präsenz gilt nicht in Fußgängerzonen. In der Innenstadt werden Radfahrende nur geduldet und sind Gäste der Zufußgehenden. Man fährt also rücksichtsvoll, bremst oder steigt ab und hat immer genügend Abstand zu den anderen Passanten!
Einbahnstraßen dürfen von Radfahrenden oft auch in entgegengesetzter Richtung befahren werden! Auch hier gilt höchste Vorsicht und Rücksichtnahme auf Andere!
Die einzelnen Vorfahrtsregeln sind Teil der Fahrschul-Ausbildung, aber gehören dennoch zum Allgemeinwissen, hoffentlich. Eine rote Ampel heißt warten, ein Stopp-Schild heißt anhalten! Soweit sollte das klar sein. Schwieriger wird das bei Rechts vor Links oder im Kreisverkehr! Und was ist der Unterschied zwischen Vorfahrt und Vorrang. Aber egal, im Zweifel lieber mal stehen bleiben und warten. Die Idiotie der Anderen kennt keine Grenzen.
Bei Kreuzungen helfen Ampelanlagen: Eine Kreuzung zu überqueren kann ein echtes Drama sein, ob nach links, rechts oder geradeaus! Insbesondere an den Kreuzungen in Ibbenbüren ist das schon sehr kompliziert, also teilen wir das mal ein in
a) ganz vorsichtig,
b) vorsichtig und
c) regelkonform.
a) Ist man ganz vorsichtig, meidet man die großen Kreuzungen in Ibbenbüren am Besten. Auch absteigen, schieben und als Fußgänger die Kreuzung überqueren kann sehr gefährlich sein.
b) Vorsichtige schauen mehrfach nach hinten, um den nahenden Verkehr zu beobachten. Wenn Autos oder LKWs rechts abbiegen wollen, machen sie das in Ibbenbüren meist sehr schnell und ohne Schulterblick. Nein, die meisten kennen auch nicht den Rückspiegel auf der rechten Fahrzeugseite. Wenn jemand blinkt hat man die Chance evtl. abzubremsen. Ebenfalls nein, wenn man erkennt, dass ein Auto einen Abbiege-Assistenten hat. Das kleine gelbe Warndreieck im Rückspiegel könnte das Letzte sein, was ein Radfahrer sieht, wenn er denkt, dass der Autofahrende beim Rechtsabbiegen die Vorfahrt schon achten wird.
Rechtsabbiegen bitte nur bei Grün! Und bitte aufpassen, dass kein anderes Fahrzeug die Kurve schneidet oder ein vom Gegenverkehr kommender Linksabbieger in die Seite grätscht.
c) Linksabbiegen nur für mutige Fortgeschrittene! Radspuren in Mittellage sind sehr gefährlich, denn man hat plötzlich Blech auf beiden Seiten. Kein Sicherheitsabstand oder Rücksicht schützen den regelkonform Abbiegenden. Also schön auf der Spur bleiben, dann wird hoffentlich nichts passieren! Es gibt auch das „indirekte Linksabbiegen“. Dauert länger, ist nicht unbedingt was für schwache Nerven und die Kreuzungen in Ibbenbüren sind dafür gar nicht eingerichtet. Ham‘se wohl vergessen! Wie indirektes Linksabbiegen geht, soll jeder Interesierte selbst googeln, es würde hier den Rahmen sprengen. Und der Text ist eh schon viel zu lang.
Denn eigentlich sollte das ja ein Leitfaden werden, der einfach zu merken und anzuwenden ist! Daher ja auch unsere Forderung nach einfachen und sicheren Radwegen in Ibbenbüren! Wer wissen will, wie einfach und sicher geht, schaut mal nach Holland. Die können das, schon seit Jahrzehnten.
Also, wie man schon erkennen kann, ist eine gewisse Kenntnis der Grundregeln des Straßenrechts wichtig. Rücksichtnahme ist ebenso lebenswichtig wie ein verkehrstüchtiges Fahrrad! Dazu gehören gute Bremsen, Licht und eine Fahrradklingel. Ja wirklich, diese Dinge sind wichtiger als ein Kopfhörer und ein cooles Handy am oder im Ohr!
Wie das Alles mit den Vorstellungen von einer “fahrradfreundlichen Stadt” zusammen passt, könnte man mal die AGFS fragen. Aber entweder die Ideen der AGFS werden stumpf ignoriert oder es kontrolliert keiner, ob Ibbenbüren auch den Kriterien für eine Fahrradfreundliche Stadt entspricht!