Also gut, dann machen wir das mal! Mit dem Rad in die Innenstadt: Die Wohnviertel in Ibbenbüren schmiegen sich an den Ortskern, dem sog. Tangentenviertel. Die „Politik der Nachverdichtung“ führte zu stadtnahem Wohnraum und nicht so sehr zur Zersiedlung des Umlandes. Zudem konnten alte Industriebrachen umgewandelt werden in Wohn- und Geschäftsbereiche. Es gibt zentral Lebensmittelhandel, eine Fußgängerzone, Gastronomie und viele weitere Dienstleistungen. Sogar eine Buslinie fährt durch die Innenstadt und hält am Unteren Markt.
Wie viele Jahrzehnte müssen noch ins Land gehen, damit alle begreifen: Mehr Straßen führen zu mehr Verkehr! Zur Wiederholung: Mehr Straßen führen zu mehr Verkehr!
Quelle: Radeln in Böblingen
Das einzige, was gegen ausufernden Verkehr hilft, sind alternative Angebote und Rückbau, vor allem des Innerortsverkehrs. Was passiert, wenn jemand lange Fahrzeiten und Staus vermeiden möchte? Man sucht nach Lösungen, wie zum Beispiel früher oder später fahren, beim Einkaufen andere Fahrziele aussuchen, oder doch mal Fahrrad oder per Pedes, oder einen Umweg einkalkulieren, oder Home Office, oder oder oder.
Das Tangenviertel wird eingegrenzt von zwei Ost-West-Verbindungen und zwei Nord-Süd-Führungen. Wer nicht durch den Ort fahren möchte (Staugefahr und viele Ampeln) kann die Autobahn im Süden oder die Osnabrücker/ Recker Straße im Norden benutzen. Besonders vorteilhaft ist die Anbindung der Stadt durch einen Bahnhof, der zentral gelegen ist und damit die Innenstadt fußläufig erreichbar macht.
Die Ortsteile Püsselbüren und Laggenbeck haben jeweils einen eigenen Bahnhof mit P&R Plätzen und Rad-Abstellanlagen! Lediglich Dörenthe liegt südlich hinter dem Höhenzug etwas abgelegen und kann nur über die Bundesstraße 219 erreicht werden.
Die Stadt Ibbenbüren nennt sich zwar „Fahrradfreundliche Stadt“ und konnte sogar die Juroren davon überzeugen, aber mal ehrlich, das alltägliche Fahren mit dem Rad stimmt nicht gerade freundlich. Wir haben da so unsere Zweifel und möchten mehr, einfache und sichere Radwege, denn auch hier in Ibbenbüren gilt:
„Der Fahrradfahrer ist, in aller Regel, die schwächste Figur im Straßenverkehr und kann herumgeschubst werden. Kann übersehen und abgedrängt werden, mit ihm kann man’s ja machen. Das ist der Grund, warum der Fahrradfahrer, wenn er nicht umgehuft werden will, manchmal ein wenig improvisieren muss.“
Quelle: Straßenverkehr, weil wir dicht lieben, Klaus Raab, Zeit Online, 23. Januar 2023
Improvisieren bedeutet wohl, dass viele Radfahrende nicht immer regelkonform die Wege benutzen, sei es aus Vorsicht oder aus Unwissenheit. Ja, es gibt so manche rücksichtslosen Mitmenschen, die sich ziemlich frech und gefährlich durch den Verkehr schlängeln, nicht nur Rad- sondern auch Autofahrende.
Die Stadt hat gute Verkehrsanbindungen, die allerdings im Verlauf der letzten siebzig Jahre hauptsächlich fürs Auto ausgebaut wurden. Mehrspurige Straßen ermöglichen das schnelle Fahren in die Innenstadt. Überall Auto-Abstellflächen, dafür wenig Grün, wenig Sitzgelegenheiten und leider auch immer weniger Fußgänger:innen. Der Untere Markt verkommt zum Drive-In, am Alten Posthof und am Neumarkt gibt es viel Platz für Autos auf den Tiefgaragen!
Die Experten sprechen von einer autoaffinen Stadtgestaltung. Das bedeutet, die Stadt ist dem Auto sehr zugeneigt. Dabei soll doch der Verkehrsverbund gefördert werden. Dazu muss der Verkehrsraum gerecht aufgeteilt werden! Da kann man mal drüber nachdenken und den Menschen die Stadt zurück geben!
Radfahren ist eine Lösung!